3 Methode

3.1 Übersicht

Die Attraktivitätskontrolle besteht aus der Beobachtung zweier verschiedener Massnahmentypen in jeweils zwei Zeitperioden. Ergänzend dazu liegen zwei Datensätze vor, die während der Projektdauer unter Einbezug von interessierten Laien erzeugt wurden (sogenannte Bürgerwissenschaften). Diese Erhebungen und Datensätze werden nachstehend beschrieben und sind in Tabelle 3.1 zusammengefasst.

Bei Erhebung 1 handelt es sich um eine systematische Kontrolle ausgewählter Asthaufen während zweier Jahre (2019 / 2020) über einen definierten Zeitraum. Diese Erhebungen wurden nach einheitlicher Vorgehensweise durchgeführt. Im gleichen Zeitraum wurden in Erhebung 2 sogenannte Winterquartiere (siehe wieselundco.ch/bonus), ebenfalls systematisch beobachtet. Erhebung 3 ist eine Aufnahme und Beurteilung von 9 verschiedenen Merkmale von sehr gut sowie sehr schlecht besuchten Asthaufen.

Bei Datensatz A handelt es sich um die Resultate von spontan durchgeführten Kontrollen einzelner Asthaufen und Grossstrukturen mit Fotofallen und / oder Spurentunneln. Diese Kontrollen dienten unter anderem auch dazu, Freiwilligen, Naturschutzvereins-Mitgliedern sowie Schüler*innen einen tieferen Einblick in das Projekt und dessen Ziele zu geben. Bei Datensatz B handelt es sich um Sichtungsmeldungen aus der Bevölkerung, die seit Projektbeginn über ein Onlinetool erfasst werden (wieselundco.ch/sichtungskarte).

Tabelle 3.1: Zusammenfassung der Ansätze, die für die Datenbeschaffung verfolgt wurden.
Bezeichnung Strukturen Zeitraum Dauer Methode Anzahl
Erhebung 1 Asthaufen Herbst ’19 / Frühling ‘20 6 Wochen Spurentunnel 39 Asthaufen
Erhebung 2 Winterquartiere Herbst ’19 / Frühling ‘20 6 Wochen Fotofallen 11 Winterquartiere
Datensatz A Asthaufen 2014 - 2019 Variabel Spurentunnel / Fotofallen 32 Asthaufen
Datensatz B Keine 2014 – dato laufend Beobachtungs-meldungen > 500 Einzelbeobachtungen
Perimeter des Projekts Wiesel und Co am Zimmerberg sowie der umgesetzten Massnahmen während der Projektdauer (Total ca. 450 Strukturen). Die untersuchten Asthaufen und Winterquartiere aus Erhebung 1 und 2 sind farblich markiert.

Abbildung 3.1: Perimeter des Projekts Wiesel und Co am Zimmerberg sowie der umgesetzten Massnahmen während der Projektdauer (Total ca. 450 Strukturen). Die untersuchten Asthaufen und Winterquartiere aus Erhebung 1 und 2 sind farblich markiert.

3.2 Erhebung 1: Attraktivitätskontrolle von Asthaufen mittels Spurentunneln

In diesem Ansatz sind 39 Asthaufen in zwei Jahren über einen Zeitraum von je 6 Wochen systematisch mit Spurentunneln untersucht worden. Die Untersuchungen fanden im Herbst 2019 sowie im Frühling 2020 statt (nähere Angaben siehe Abbildung 3.2). Details zu dieser Erhebungsmethode können aus King et al. (1977) entnommen werden.

Von den 39 beobachteten Asthaufen liegen 11 im Nordwesten (Gemeinde Kilchberg) und 28 im Südosten (Gemeinde Wädenswil) des Bezirks Horgen (siehe Abbildung 3.1). Bei der Standortwahl wurde darauf geachtet, dass sie in der jeweiligen Region möglichst gut auf die Gesamtheit aller Standorte verteilt wurden. Ausserdem wurden Standorte bevorzugt, die wenig begangen werden, um das Risiko von Fremdmanipulationen zu reduzieren.

Die Kontrollen fanden wöchentlich und nach einheitlichem Schema statt (nach Anleitung von Müri et al., 2015). Die Spurentunnel wurden nach Möglichkeit mit der Öffnung von der Wetterseite abgewendet, um die Tinte der Witterung weniger auszusetzen. Zudem wurde bei Asthaufen an Wald- oder Heckenrändern die Tunnelöffnung immer zum Offenland ausgerichtet. Die Tintenkissen der Spurentunnel wurden beim Ausbringen der Tunnel getränkt und es wurde während der Dauer des Monitorings nach Bedarf Tinte nachgefüllt. Dabei wurden jeweils auch die Spurenpapiere ausgewechselt und die Struktur-ID, das Einlage- und Entnahmedatum, sowie die Laufrichtung notiert.

Um die Artbestimmung der erfassten Spuren sicherzustellen, erfolgte die Auswertung der Spurenpapiere durch Simon Capt vom CSCF, der viel Erfahrung in der Interpretation von Trittsiegeln besitzt (u.a. nationales Mustelidenmonitoring, Capt et al, 2010). Die Analyse der Resultate beschränkt sich auf die Zielarten Hermelin, Mauswiesel und Iltis.

Visualisierung der Kontrollphase der beiden Erhebungsperioden. Der rote Punkt markiert das Ausbringen der Spurentunnel, die schwarzen Punkte stellen jeweils die Daten dar, an denen die Spurenpapiere ausgetauscht wurden. Aus logistischen Gründen wurden im Herbst 2019 nur 4 Kontrollgänge durchgeführt, was sich jedoch nicht auf die Resultate auswirken sollte.

Abbildung 3.2: Visualisierung der Kontrollphase der beiden Erhebungsperioden. Der rote Punkt markiert das Ausbringen der Spurentunnel, die schwarzen Punkte stellen jeweils die Daten dar, an denen die Spurenpapiere ausgetauscht wurden. Aus logistischen Gründen wurden im Herbst 2019 nur 4 Kontrollgänge durchgeführt, was sich jedoch nicht auf die Resultate auswirken sollte.

3.3 Erhebung 2: Attraktivitätskontrolle von Winterquartieren mittels Fotofallen

Die Überwachung der Winterquartiere wurde während sechs Wochen zwischen dem 26.08.2019 und 06.10.2019 sowie zwischen dem 30.3.2020 und 10.04.2020 durchgeführt. Untersucht wurden 11 Winterquartiere (alle in der Region Südost, siehe Abbildung 3.1).

Zur Untersuchung der Winterquartiere wurden Fotofallen mit Infrarotblitz von Bushnell verwendet. Als Setup wurde pro Auslösung ein Foto, sowie ein Film von 5 bis 10 Sekunden aufgenommen. Die Kameras wurden an einem eigens dafür eingeschlagenen Pfosten montiert, ergänzt mit einem Informationsblatt für Passanten. Der Aufnahmewinkel wurde bestmöglich gewählt, um die Bewegungen direkt beim Winterquartier zu registrieren. Als Besuche gelten Erkundungen, die nicht zwingend ein Eindringen ins Winterquartier beinhalten müssen.

Zur Auswertung der Bild- und Videoaufnahmen wurden sämtliche Dateien einzeln durchgeschaut und alle gefundenen Tiergruppen (ausser Mäusen und Katzen) aufaddiert. Die nachfolgende Analyse der Zahlen beschränkt sich jedoch auf die Zielarten.

3.4 Erhebung 3: Ermittlung attraktivitätsfördernder Faktoren von Asthaufen

Es ist anzunehmen, dass die Nutzung von Kleinstrukturen durch Kleinraubtiere von gewissen Faktoren besonders stark beeinflusst wird. Um diese Annahme zu überprüfen wurden gemäss Erhebung 1, die 13 bestfrequentierten Asthaufen und 12 nicht frequentierte Asthaufen ausgewählt und im Feld aufgesucht. Jeder der 25 verschiedenen Asthaufen wurde auf 9 mutmasslich attraktivitätsbestimmende Faktoren untersucht und pro Faktor in eine von 5 Klassen eingeteilt (siehe nachstehende Tabelle).

Tabelle 3.2: Merkmalsausprägung pro untersuchtes Kriterium.
Merkmal 0 1 2 3 4
Astmaterial
  1. fein
fein mittel grob
  1. grob
Volumen
  1. klein
klein mittel gross
  1. gross
Störung
  1. gross
gross mittel klein
  1. klein
Beuteangebot
  1. klein
klein mittel gross
  1. gross
Katzen
  1. viel
viel mittel wenig
  1. wenig
Andere Feinde
  1. viel
viel mittel wenig
  1. wenig
Benachbarte Kleinstrukturen
  1. wenig
wenig mittel viel
  1. viel
Benachbarte Korridore / Habitate
  1. ungünstig
ungünstig mittel günstig
  1. günstig
Pflege / Aufstockung
  1. schlecht
schlecht mittel gut
  1. gut

Es ist zu beachten, dass fast alle Parameter keine exakt abgrenzbaren Klassengrenzen aufweisen. Die Erhebung kommt bei bei gewissen Parametern einer Schätzung gleich und die Beurteilung erfolgte aufgrund von Indizien: Die Nähe zu Wanderrouten (“Störung”) oder Siedlungen (“Katzen”), die Sichtung von Maushaufen (“Beuteangebot”) oder die Lebensraumqualität für grössere Prädatoren (“andere Fressfeinde”). Andere Faktoren können hingegen klarer beurteilt werden, wie zum Beispiel das Volumen oder das Astmaterial (grob 3.3 rechts bzw. fein 3.3 links).

Zwei Asthaufen mit unterschiedlichem Material: Grob (rechts) bzw. fein (links)Zwei Asthaufen mit unterschiedlichem Material: Grob (rechts) bzw. fein (links)

Abbildung 3.3: Zwei Asthaufen mit unterschiedlichem Material: Grob (rechts) bzw. fein (links)

In der Erhebung der Asthaufen Eigenschaften ist bei einer relativ kleinen Stichprobe (25 Asthaufen) für jedes Merkmal zwischen einer relativ hohe Anzahl Kategorien (5 Stufen) unterschieden worden. Dies führt dazu, dass gewisse Merkmalausprägungen unterrepräsentiert sind (z.B. gibt es keine Asthaufen mit der Ausprägung Astmaterial: sehr fein oder benachbarten Kleinstrukturen: sehr wenig). Dieser Umstand erschwert das Erkennen von Effekten, deshalb werden die 5 Klassen in jeweils 2 Klassen zusammengefasst. Die ursprünglich mittlere Klasse (mittel) wird der jeweils kleineren Klasse zugewiesen in der Bemühung, die beiden neuen Klassen möglichst ausgewogen (gleich gross) zu halten. In Abbildung 3.4 sind die ursprünglichen sowie die neu gebildeten Klassen (farblich gekennzeichnet) ersichtlich.

Reklassifizierung der Anzahl Asthaufen pro Merkmalsausprägung

Abbildung 3.4: Reklassifizierung der Anzahl Asthaufen pro Merkmalsausprägung

3.5 Datensatz A: Unsystematische Attraktivitätskontrolle von Asthaufen

Im Datensatz werden alle 32 Asthaufen berücksichtigt, die unmittelbar nach der Erstellung im Rahmen von Aktionstagen mit Spurentunnel ausgestattet und über einen variablen Zeitraum kontrolliert wurden (siehe Anhang C 7.3). In ca. 50% der Erhebungen wurden ergänzend Fotofallen eingesetzt. Die Erhebung dauerte in der Regel deutlich länger als 6 Wochen (höhere Detektionswahrscheinlichkeit), die Kontrollintervalle waren oft grösser als 2 Wochen (vermehrter Datenausfall). Die Beobachtung der Asthaufen verteilt sich über die Jahre 2014 bis 2019, wobei es 2016 zu einer Häufung kam. Es kam zu allen Jahreszeiten zu Kontrollaktivitäten, vermehrt im Frühling. Folgende Faktoren erschweren die Verwendung dieser Daten für einen Zielvergleich:

  • die Kontrollen in der Kontrollphase (Dauer und Regelmässigkeit) wurden nicht einheitlich durchgeführt
  • leere bzw. nicht auswertbare Spurenpapiere wurden nicht systematisch dokumentiert. Es ist nicht genau nachvollziehbar, wie intensiv eine Struktur beobachtet wurde. Der Nachweiserfolg kann somit nicht in den Kontext des Nachweisefforts gesetzt werden.
  • die Auswahl der Standorte erfolgte vor allem aus praktischen Überlegungen (z.B. Interesse der Teilnehmenden an Aktionstagen)

Da der Datensatz mit beachtlichem Aufwand erhoben wurde, wird er in den vorliegenden Bericht integriert. Abbildung 3.5 zeigt, in welchen Kalenderwochen des jeweiligen Jahres für eine Struktur ein Spurenpapier ausgewechselt wurde. Dabei stellt jedes Quadrat eine Kalenderwoche einer Struktur dar und ist gelb eingefärbt, wenn ein Spurenpapier für die vorhergehenden Wochen ausgewertet werden konnte.

Visualisierung der fortlaufend kontrollierten Asthaufen (nach Ansatz 1). Jedes Quadrat stellt eine Kalenderwoche aus einem Jahr einer Struktur dar. Das Quadrat ist gelb eingefärbt, wenn in der entsprechenden Kalenderwoche ein Spurenpapier ausgewertet wurde.

Abbildung 3.5: Visualisierung der fortlaufend kontrollierten Asthaufen (nach Ansatz 1). Jedes Quadrat stellt eine Kalenderwoche aus einem Jahr einer Struktur dar. Das Quadrat ist gelb eingefärbt, wenn in der entsprechenden Kalenderwoche ein Spurenpapier ausgewertet wurde.

3.6 Datensatz B: Beobachtungsmeldungen

Seit Anbeginn des Projekts wurde die örtliche Bevölkerung dazu aufgerufen, Beobachtungen von Kleinraubtieren über das eigens dafür eingerichtete Webtool zu melden. Meldungen wurden auch via einen Flyer sowie per Mail oder auch mündlich aufgenommen. Beobachtungsmeldungen wurden durch den Projektleiter (Stefan Keller) verifiziert und in “unsicher”, “plausibel” sowie “sicher” eingeteilt.

Auf diese Weise sind über 500 Meldungen zusammengetragen worden. Alle Meldungen, die über andere Kanäle als das Webtool erfasst wurden, sind vom Projektleiter gesammelt und periodisch in die Datenbank integriert worden. Diese erhielten als “Erfassungsdatum” jeweils das Datum dieser Überführung in die Datenbank, so sind im zeitlichen Verlauf der Meldungen deutliche Spitzen erkennbar (siehe Abbildung 3.6).

Anzahl gemeldete Beobachtungen pro Jahr, in dem die Meldung in die Datenbank eingetragen wurden. Die Spitzen sind hauptsächlich dadurch begründet, dass vorliegende Meldungen vom Projektleiter gesammelt und dann in der Datenbank erfasst wurden.

Abbildung 3.6: Anzahl gemeldete Beobachtungen pro Jahr, in dem die Meldung in die Datenbank eingetragen wurden. Die Spitzen sind hauptsächlich dadurch begründet, dass vorliegende Meldungen vom Projektleiter gesammelt und dann in der Datenbank erfasst wurden.